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Geschnitzte Schleierbretter
Kein Meister fällt vom Himmel und so haben auch die Schleierbretter der
Hausorgel Reinhardt ein Vorbild: die Orgel im österreichischen Schwarzenberg/Vorarlberg.
Diese wurde 1987 von der Firma Martin Pflüger Orgelbau, Gisingen erbaut.
Besonders faszinierend war die durchbrochene Arbeit an den vergoldeten Schleierbrettern, die
auf dem rechten Bild im Detail zu sehen ist.
Bald schon wurden erste Bleistiftzeichnungen mit Maßen versehen und in die Planung
der eigenen Hausorgel integriert.
Entwurf und Durchführung der Schnitzarbeiten wurden dem Elzacher Holzbildhauermeister
Adrian Burger übertragen. In mehreren Treffen mit ihm wurden die Entwürfe am bereits
vorhandenen Orgelgehäuse ausprobiert, um insbesondere die Proportionen der
Schrägen und die Übergänge zwischen Turm und Flachfeld ansprechend gestalten zu
können. Hierbei machte besonders der runde Mittelturm Schwierigkeiten. Denn wie
schnitzt man so ein Objekt aus einem Stück? Einzelne zusammengeklebte Stücke
wären schwierig zu schnitzen gewesen, ein bereits abgedrehter zylindrischer
Holzkörper zerbrach und so blieb nur die Herstellung aus dem Vollen, eine
Herausforderung, die der Schnitzer sehr gut meisterte. Verwendung fand
Lindenholz.
Der Vergleich zwischen dem Orgelgehäuse ohne Schleierbretter und den provisorisch
angebrachten Schnitzarbeiten zeigt schon sehr deutlich den markanten Unterschied,
bei dem das Erscheinungsbild der Orgel durch die Verzierungen sehr gewonnen hat.
Zur Befestigung dienen kleine, auf den Innenseiten der Türme angeschraubte
Holzklötzchen. Diese haben Langlöcher in der Arbeitsrichtung des Holzes,
so dass die Bretter spannungsfrei bleiben.
Die nächste Etappe war die Vergoldung. Sie lag in den Händen von Restauratormeister
Dr. Haas aus Teningen. Zur Wahl standen eine Polimentvergoldung, eine sehr stark
glänzende Vergoldungsvariante, und eine Ölvergoldung, die etwas zurückhaltender
im Glanz ist. Zur Ausführung kam die Ölvergoldung mit Patinierung, da sie mit
den bereits vorhandenen Engeln harmonierte und sich besser in das Gesamtbild
der Orgel einordnete. Die polimentvergoldeten Engelflügel bilden damit den
optischen Glanzpunkt.
Aus der Gesamtansicht der Schleierbretter und der Orgel wird deutlich, dass die
Gestaltung der Pfeifenenden mit Schleierbrettern oder auch anderen Verzierungen
ein wesentliches optisches Detail einer Orgel bilden.
Es lohnt sich, diesem Detail Aufmerksamkeit zu widmen.
Zu guter Letzt dürfen die Engel der Orgel nicht unerwähnt bleiben. Sie stammen
aus der Holzschnitzerei Göller, St. Ulrich im Grödnertal in Südtirol.
Beide sind 36 cm hoch und reisten bei einem Dolomitenurlaub mit dem Motorrad
über die Alpen.
Die Befestigung erfolgt mit einem
Messingdraht, der für den Betrachter unsichtbar im Holz des oberen
Gehäuseabschlusses steckt.
Die Adressen der beteiligten Firmen: |
Holzbildhauerei
Adrian Burger
Georg-Rapp-Str. 5
79215 Elzach
07682-921576
www.holzbildhauerei-burger.de
|
Dr. Peter Haas
Meisterwerkstatt für Restaurierung
Blochmatten 7
79331 Teningen
07641-55956
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(tr)
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