Das Thema Hausorgeln findet in der Orgelliteratur nur selten Niederschlag. Das mag vor allem an der begrenzten Ausstrahlung durch die nicht öffentliche Aufstellung der Instrumente liegen. Daher sind die folgenden Hinweise zur Literatur jedem Interessierten ans Herz gelegt.

Bücher

Karl Bormann: Heimorgelbau, Verlag Merseburger, ISBN 3-87537-221-2
Das Standardwerk zum (damals noch so genannten) Heimorgelbau darf in keinem Bücherregal fehlen.


Karl Bormann: Orgel- und Spieluhrenbau, Aufzeichnungen des Orgel- und Musikwerkmachers Ignaz Bruder aus Waldkirch von 1829 und die Entwicklung der Walzenorgel. Vierunddreissigste Veröffentlichung der GdO 1968 by Sanssouci Verlag AG Zürich, ISBN 3-7254-0043-1
Von Karl Bormann herausgegebene Aufzeichnungen dieses handwerklichen Testamentes an die Nachfolger des Ignaz Bruders. Mit vielen musik- und kulturgeschichtlichen Anregungen für Hausorgelbauer.


Dom Bedos: Die Kunst des Orgelbauers
Deutsche Übersetzung von Christoph Glatter-Götz.
Verlegt 1977 bei ISO-Information, Orgelbau-Fachverlag, Lauffen am Neckar, ISBN 3-921848-03-2
Zweibändiges umfangreiches Werk zum Stand der Orgelbaukunst im 18. Jahrhundert mit vielen Bildern. Sehr ausführlich! Nicht als Nachschlagewerk für Hausorgelbauer geeignet.


Francois-Henry Clicquot: Theorie-Pratique de la Facture de l'Orgue
Handschrift von 1789, Maßstabsgetreuer Facsimiledruck von Christoph Glatter-Götz, A-6858 Schwarzach, Austria mit einem Textteil in Deutsch, Englisch und Französisch, ISBN 3-921848-25-3
Ein wunderschönes Buch für Zungenbauer, das ausführlich in kolorierten Zeichnungen die Konstruktionen der Register zeigt. Mit Mensurtabellen und Zusammenstellung der Tafelzuschnitte für die Pfeifenherstellung.


Friedrich Jakob u. a.: Die Valeria-Orgel, Ein gotisches Werk in der Burgkirche zu Sitten/Sion
Verlag der Fachvereine Zürich 1991
Die mittelalterliche Orgel wird hier anhand von allgemeinen, vergleichenden Beschreibungen und später im Detail anhand der Valeria-Orgel sehr ausführlich dokumentiert. Der Restaurierungsbericht wird von guten Fotos unterstützt. Empfehlenswert für Hausorgelbauer!


Jürgen-Peter Schindler: Die Nürnberger Stadtorgelmacher und ihre Instrumente, Verlag des Germanischen Nationalmuseums 1995, ISBN 3-926982-44-6
Mit ausklappbaren Bauplänen und Abbildungen der Instrumente (Regal, Positv, Claviorganum). Sehr interessant für Hausorgelbauer.


Jürgen-Peter Schindler: Der Nürnberger Orgelbau des 17. Jahrhunderts
Auf der Basis eines Referates geschrieben und 1991 erschienen als Sonderbeitrag 10 beim Institut für Aufführungspraxis Michaelstein. Gesamtherstellung Druckhaus Quedlinburg GmbH, Konvent 18, Quedlinburg.
Dieses Buch dokumentiert den damaligen Orgelbau anhand von Orgeln der Nürnberger Stadtorgelmacher Steffan Cuntz und Nicolaus Manderscheidt. Vor allem Positive in der bewährten und ausgefeilten Konstruktion der Nürnberger Meister werden ausführlich beschrieben (Dispositionen, Mensuren, Schnittdarstellungen). Empfehlenswert für Hausorgelbauer!


Klaus Gernhardt, Hubert Henkel und Winfried Schrammek: Orgelinstrumente, Harmoniums
Band 6 des Katalogs des Musikinstrumentenmuseums Leipzig
Breitkopf&Härtel, Wiesbaden 1984, VEB Deutscher Verlag für Musik Lizenznummer 418-515/A 31/84 LSV 8380, ISBN 3-7651-0201-6.
Sehr ausführliche Beschreibungen der Tasteninstrumente des Museums (u. a. auch Physharmonika, Melophone, Aeolodicon, Kabinettorgel, Positiv in Kastenform mit Intarsien). Sehr interessant für Hausorgelbauer!


Rudolf Quoika: Das Positiv in Geschichte und Gegenwart
Bärenreiter-Verlag Kassel und Basel, 1957.
Eine Studie mit zeitgeschichtlichem Einfluss u. a. von Walter Supper. Zahlreiche Mensurlisten von Christhard Mahrenholz und Franz Bösken. Der Orgelbau heutzutage ist weniger obertönig ausgerichtet.


Karl Latz & G.A.C. de Graaf: Das Leder im Orgelbau
ISO Information No. 24 vom April 1984 in englischer und deutscher Sprache.
Auf 6 Seiten werden Grundlagen zum Orgelbauleder vermittelt. Eine Tabelle der Ledersorten mit ihren Eigenschaften und der Verwendung rundet die Übersicht ab.


Hans-Ulrich Erbslöh: Über Schwierigkeiten beim Stimmen
ISO Information No. 24 vom April 1984 in englischer und deutscher Sprache.
Auf 4 Seiten wird über einige Schwierigkeiten berichtet, die beim Pfeifenstimmen häufig auftreten, wie z.B. dem Anziehen zweier benachbarter Pfeifen.


Orgelspieltischnormen 2000 des BDO, ISBN 3-921848-10-5
Auf 44 Seiten wird vom Bund deutscher Orgelbauer eine Standardisierung der Spieltischmaße unternommen. Empfehlenswert als Einstieg in den Bau der eigenen Spielanlage.


Michael McNeil: Zur Intonation und Mensurierung von Labialpfeifen
ISO Information No. 23 vom April 1983 in englischer und deutscher Sprache.
Auf 19 Seiten werden anhand einer Studie einige Faktoren der Intonierkunst untersucht. Mit Schaltplänen der Untersuchungsausrüstung, dem Querschnitt der Versuchslade und vielen Oszillogrammen bzw. Ergebnissen der akustischen Experimente (z.B. Einschwingvorgänge der Pfeife, Obertonaufbau).


Joseph Goebel: Theorie und Praxis des Orgelpfeifenklanges, Intonieren und Stimmen
Heft 9 in der Schriftreihe des Verlags Das Musikinstrument, Frankfurt, 2. Auflage 1975, ISBN 3-920112-36-9.
Enthält Beschreibungen des physikalischen Vorganges beim Erklingen einer Labialpfeife.


Mark Wicks: Organ-Building for Amateurs
A practical guide for Home-Workers.
London: Ward, Lock & Co., Limited. Warwick House, Salisbury Square, E.C.
Das Original von 1887 enthält in englischer Sprache eine komplette Beschreibung zum Bau einer Hausorgel in der soliden Bauweise englischer Orgeln. Über 200 Abbildungen, größtenteils in verkleinertem Maßstab, geben detailliert Auskunft über die Bauweise von Holz-, Zungen- und Kartonpfeifen, Windlade, Balg, Koppeln, Trakturen, Schwellwerk und Gehäuse im Stile der Zeit. Sehr interessant sind auch die angeführten Dispositionen für kleine Instrumente und die Beschreibungen zum Intonieren und Stimmen der Pfeifen.


Roland Eberlein: Orgelregister, ihre Namen und ihre Geschichte
Siebenquart Verlag, Köln, 1. Auflage 2008, ISBN 978-3-941224-00-1
Sehr umfassendes Werk mit über 750 Seiten. Interessant, was er zur Mensurierung des Nachthorns schreibt (Seite 403f) und was die Orgelbewegung daraus machte.


Michael Wilson, The English Chamber Organ, History and Developement 1650 - 1850
published 1968 in Great Britain by Bruno Cassirer (Publishers) Ltd. 31 Portland Road, Oxford, ISBN 0-87249-119-6
Dieses Buch gibt in englischer Sprache einen weitgespannten Einblick in den englischen Hausorgelbau der Zeit in den Bereichen Entwicklung und Gestaltung, Musikalische Bedeutung, Konstruktion, Registerbeschreibung. Mit 49 Bildern.


Handbuch der Orgelbaukunst, von Ignaz Blasius Bruder,
aus der Urhandschrift original übertragen von Hermann Brommer
2006 herausgegeben von der Waldkircher Orgelstiftung, Gewerbekanal 1, D-79183 Waldkirch (ohne ISBN-Nummer, wurde nur in kleiner Stückzahl hergestellt)
Das Original von 1829 wurde von Ignaz Blasius Bruder als technisches Vermächtnis an seine Nachkommen geschrieben. Es dokumentiert als bemerkenswertes Nachschlagewerk der technischen Möglichkeiten und Regeln den Orgelbau des 1. Drittels des 19. Jahrhunderts. Für Hausorgelbauer eher noch brauchbarer als der "Dom Bedos", denn die Beschreibungen des Pfeifenbaues und seine Mensurierungen sind vielfach für Spieluhren und Drehorgeln gedacht. Karl Bormann hat abschnittsweise daraus zitiert in seinem Buch Orgel- und Spieluhrenbau ISBN 3-7254-0043-1.

Veröffentlichungen zu einzelnen Orgeln

Das Grazer Portativ von 1830
Ein Portativ aus einem Biedermeiersalon, entdeckt von Gerhard Stradner (Wien) während der Bestandsaufnahme der Musikinstrumente in der Steiermark (vergleiche G. Stradner, Volksmusikinstrumente in steirischen Sammlungen, in: Musikethnologische Sammelbände, hrsg. v. W. Suppan, Bd. 1, Vorträge Graz und Seggau 1973-1977, Graz 1977, Seite 141ff.) . Sechs Seiten mit vier Abbildungen.
Stichwortartig zusammengestellte Beschreibung eines leichten Portatives mit 25 Pfeifen (f¹ bis f³), Doppelschöpfer und Magazinbalg. Sehr interessant für Einsteiger in den Hausorgelbau!


Harald Vogel: Kleine Orgelkunde dargestellt am Modell der Führer-Orgel in Bunde
ISBN 3-7959-0334-3
Preiswertes Heftchen für den Einsteiger mit sehr schöner Schnittdarstellung einer zweimanualigen, mechanischen Orgel in der Tradition des Orgelbaues vor 1800.


Die Orgeln des Domes zu Arlesheim, Schweiz, von Peter Koller und Jean-Claude Zehnder. Herausgegeben vom Verkehrsverein Arlesheim, 1983.
Sammlung von Fakten zur Silbermannorgel von 1761 mit einigen Bildern.


Hans-Schwarzenbach-Orgel in St.Peter in Auer/Südtirol
Festschrift zur Weihe der erneuerten Orgel (1599 - 1986) herausgegeben von der Pfarrgemmeinde Auer, Herstellung: Athesiadruck Bozen, Lithos: K. Tschimben, Eppan.
Schöne Beschreibung einer der vier ältesten Renaissanceorgeln in Südtirol mit dem Briefwechsel zur Restaurierung und einigen Bildern u. a. der Balganlage.


Egon Kraus: Die Ebert-Orgel in der Hofkirche zu Innsbruck (1558)
Ihre Geschichte und Wiederherstellung beschreibt Band II der Musikwissenschaftlichen Beiträge der Schlägler Musikseminare 1989. Edition Helbling, Innsbruck/Neu-Rum Verl.-Nr. 4278.
Ausführliche Beschreibung und gut mit Bildern dokumentierter Restaurierungsbericht. Dieser enthält ein Klangprotokoll mit Korrekturen. Die Rückpositivlade wurde mit einem ungewöhnlichen Kanzellenverband aus E-förmig ausgestemmten Leisten gearbeitet.


Elke Lang: Die Orgel von Gottfried Silbermann im Schloß Burgk
1986 als Museumskatalog 2 beschrieben für das staatliche Museum Schloss Burgk, DDR-6551 Burgk/Saale (Bezirk Gera).
Auf 47 Seiten wird in diesem Heft nicht nur die Geschichte und Technik dieses Zeitdokumentes erläutert, sondern auch Silbermannsche Registrierkombinationen vorgestellt und ein Konzept für die Orgelprüfung von 1739 beschrieben.

Veröffentlichungen aus dem GdO Arbeitskreis Hausorgel

Der Arbeitskreis Hausorgel in der Gesellschaft der Orgelfreunde (kurz GdO) veröffentlicht regelmäßig (einmal jährlich) das Heft Die Hausorgel und das Informationsblatt Hausorgel aktuell. Beide Publikationen richten sich an nichtprofessionelle Hausorgelbauer und enthalten viele Tips und Anregungen zum Bau von Hausorgeln.

Weitergehende Informationen zur Literatur aus dem GdO Arbeitskreis Hausorgel finden Sie auf der Homepage des Arbeitskreises.